Im 1er und 2er Kunstradsport gibt es zwei Möglichkeiten, sich für die Deutschen Meisterschaften zu qualifizieren: Die Hälfte der Teilnehmer wird an der 1. German Masters (kurz: 1. GM) ermittelt, die zweite Hälfte dann am Deutschland-Cup. D.h. die Sportler, die sich bereits an der 1. German Masters qualifiziert haben, können sich am Deutschland-Cup eine „Auszeit“ gönnen. Einige machten davon Gebrauch, doch andere nutzen die Gelegenheit, einen weiteren Wettkampf zu fahren.
Im 1er Kunstradsport Frauen konnten sich über die beiden Wettbewerbe in der Summe sieben Sportlerinnen aus Baden-Württemberg qualifizieren. Bei insgesamt 16 Startberechtigen an der DM ist das eine tolle Leistung. Nach langer Verletzungspause im Frühjahr nutzte Viola Brand (RSV Unterweissach) die Möglichkeit, weitere Wettkampfpraxis zu sammeln. Die zweimalige Teilnehmerin an Weltmeisterschaften präsentierte sich in bestechender Form. Nahezu fehlerfrei gelang ihr die Kür. Sie wurde mit 181,93 Punkte und dem Sieg des Deutschland-Cups belohnt! Zweitbeste Sportlerin aus Baden-Württemberg war – wie schon in der vergangenen Woche – Iris Schwarzhaupt von der SportKultur Stuttgart. Die junge 19jährige Sportlerin, die im Herbst ihr Studium beginnen wird, zeigte erneut, dass sie berechtigt zur erweiterten Weltspitze zählt. Mit 171,69 Punkten verpasste sie den dritten Platz um nur 3,21 Punkte. Alisa Lais (RSV Wallbach), die sich bereits an der 1. GM für die DM qualifizieren konnte, zeigte erstmals den Maute-Sprung in ihrer Kür. Knapp ist ihr dieser nicht gelungen. Ansonsten präsentierte sie ihre Übungen in gewohnter Perfektion. Sie erreichte mit 152,06 Punkten den siebten Platz. Selina Marquardt (RSV Oberjesingen) und Claudia Riedlinger (RSC Kieselbronn) konnten sich neben den zuvor genannten Sportlerinnen für die DM qualifizieren. Bereits bei der 1. GM „erfuhren“ sich Carolin Brauchle (RMSV Bad Schussenried) sowie Annika Klotz (RKV Poppenweiler) die Startberechtigung für die DM.
Im 1er Kunstradsport Männer gibt es bei der DM insgesamt 14 Startplätze, fünf davon konnten unsere Sportler „ergattern“. Jorit Mohr (RV Nufringen) und Sebastian Zähringen (RSV Unteribental) konnten sich bereits an der 1. GM qualifizieren, bestätigten am Deutschland-Cup nochmals, dass siezurecht an der DM starten dürfen. Beide zeigten gute Leistungen und wurden mit den Plätzen zwei und drei belohnt. Mit neuer persönlicher Bestleistung (164,75 Punkte) sicherte sich Tim Kühnle (RV Magstadt) den vierten Platz. Er hatte sich entschlossen, die Standsteiger Drehung rw. am Ende wegzulassen und stattdessen eine halbe Runde rückwärts zu zeigen. Dies hat sich definitiv gelohnt, da er in den Wettkämpfen zuvor fast immer hohe Abzüge bei dieser Drehung hatte. Knapp dahinter auf dem fünften Platz landete Manuel Brand vom RSV Unterweissach. Tim, Manuel und Dénes Füssel (RSV Gutach) konnten sich über die Qualifikation zur DM freuen.
Im 2er Kunstradsport Frauen verzichteten die drei Paare, die um das zweiten WM-Ticket neben den Geschwistern Thürmers kämpfen, auf den Start. Unter ihnen auch die zwei Gutacherinnen Sophie Nattmann und Caroline Wurth, die sich an der 1. GM bereits für die DM qualifiziert hatten. Die Geschwister Thürmer präsentierten ihre extrem anspruchsvolle Kür souverän, wobei die Abstimmung auf zwei Rädern nicht ganz so perfekt wie sonst war. Das beste Paar aus Baden-Württemberg waren Ronja Ehring und Helen Vordermeier von der SportKultur Stuttgart. Ronja, welche im vergangenen Jahr mit Josephine Klein den vierten Platz bei der DM belegte, startet dieses Jahr mit der seitherigen 1er Fahrerin Helen. Aufgrund einer langwierigen Verletzung von Ronja hatten die beiden im Frühjahr eine lange Trainingspause und auch jetzt können sie aufgrund der Verletzung noch nicht ihr ganzes Potenzial ausschöpfen. Die beiden zeigten eine schöne Kür, hatten jedoch zwei „blöde“ Stürze und dadurch hohe Abzüge. Mit dem siebten Platz haben sie die DM-Qualifikation um einen Platz verpasst. Doch manchmal bewahrheitet sich doch der Spruch „Glück im Unglück“: Da eines der qualifizierten 2er-Paare an der DM nicht an den Start geht, durfen die beiden nachrücken, so dass wir bei den 2er Frauen mit zwei Paaren vertreten sein werden.
Im 2er Kunstradsport Elite offen sicherten sich die Brüder Bugner mit 162,84 Punkten absolut souverän den Sieg beim Deutschland-Cup. Die Lokalmatadoren Max Hanselmann und Serafin Schefold hatten einen klasse Tag erwischt – zumindest bis kurz vor Ende der Kür: Die Übungen auf zwei Rädern spulten sie „wie am Schnürchen“ ab, mit den beiden Handständen – Lenkerhandstand aus der Vorhebehalte einzeln sowie Kopfstand / Lenkerhandstand – beeindrucken sie immer wieder. Leider gelang der Übergang Lenkersitzsteiger Steuerrohrsteiger / Schultersitz erst auf das zweite Mal. Dadurch kamen nicht alle Übungen in die Wertung. Echt schade. Sie belegten mit 139,90 Punkten den zweiten Platz. Sarah Kimmerle und Patrick Tisch vom RV Magstadt hatten sich wie die Öhringer bereits bei der 1. GM qualifiziert. Beim Deutschland-Cup bestätigten sie diese Leistung und belegten dort den verdienten dritten Platz. Als Siebtplatzierte konnten sich Dennis Auer und Verena Müller (RMSV Nenzingen) über die Qualifikation zur DM freuen. Die Geschwister Bassmann (SV Mergelstetten) konnten sich bereits an der 1. GM qualifizieren und verzichteten auf den Start beim Deutschland-Cup. In dieser Disziplin werden wir mit vier 2er Paaren vertreten sein (startberechtigt sind insgesamt acht Paare).
Die Sieger des Deutschland-Cups dürfen bei der Finalveranstaltung des Deutschland-Pokals schaufahren. Gäbe es einen Fairness-Preis müsste dieser an die Brüder Bugner gehen: Diese verzichteten zugunsten der Lokalmatadoren Max Hanselmann und Serafin Schefold auf ihren Start. Eine sehr feine Geste, über die sich insbesondere der Ausrichter extrem gefreut hat.
Daniela Klingler
Bildquelle: Daniela Klingler (teilweise Archivbilder)