Lippert schloss erst 500 Meter vor dem Ziel zu einer Ausreißergruppe auf und zog durch.Ungehindert feierte sie die Zieldurchfahrt zum EM-Titel:
"Ich kann es noch gar nicht richtig glauben. Am ein Kilometer langen Schlussberg wurde bei der 500 Meter-Marke attackiert und vier Mädels hatten ein Loch zu uns gerissen, das Loch bin ich dann zugefahren. Als ich dran war, hab ich die 200 Meter-Marke vor mir gesehen und einfach durchgezogen ungemerkt das ich einen guten Vorsprung habe und so hab ich dann gewonnen." - So einfach geht es eben, wenn man Lippert heißt. "Lilly the Ripper!": "Ich habe mich noch gewundert, wo sie denn bleiben, aber es kam keine mehr. Ich kann noch gar nicht glauben, was mir da gelungen ist", jubelt die 18-Jährige vom Bodensee.
Teamkollegin Franzi Brauße, ebenfalls im Bundesligateam Team Mangertseder-WRSV zugange gewesen, hatte bereits das EM-Einzelzeitfahren über 13 Kilometer und 210 Höhenmeter in den Beinen. "Also mit dem Zeitfahren bin ich eigentlich zufrieden... das Profil war sehr wellig und bergig und gehörte zum Straßen-Kurs. Die Strecke ist mir gar nicht entgegen gekommen und das Nieselwetter war auch nicht optimal. Deshalb bin ich mit meinem 20. Platz eigentlich positiv überrascht worden. Arg viel mehr gibt es zu einem Zeitfahren ja gar nicht zu sagen", erklärt die taffe Juniorenfahrerin. Im Straßenrennen wurde sie 67ste. Man kann davon ausgehen, dass Lippert und Brauße erneut bei den Weltmeisterschaften im Oktober in Katar anzutreffen sind. Die Strecke dort käme Brauße als Sprinterin jedenfalls sehr entgegen.
Zum EM-Rennen der Junioren ein Vereinsbericht des RV Viktoria Niedereschach:
"Krämpfe stoppen Hugger beim EM-Debüt – auf anspruchsvollem Terrain lange gut unterwegs/16.09.16
Er hatte sich viel vorgenommen, aber dann doch nicht in die Top-Ten eingegriffen. Dennoch war Jan Hugger (RV Viktoria Niedereschach) bei seinem Debüt bei den Europäischen Meisterschaften auf der Straße in Plumelec in der Bretagne lange gut unterwegs. Krämpfe brachten den Schwenninger aber um bessere Platzierungen.
Er wusste es: Die 123,3 Kilometer lange Strecke in der Bretagne hatte es in sich - das waren neun Runden auf einem schweren 13,7 Kilometer-Kurs mit einem 1,8 Kilometer langen Schlussanstieg mit sechs bis acht Prozent Steigung. Alles in allem eigentlich ganz nach dem Geschmack von Jan Hugger. Das Wetter war relativ stabil,auch wenn es auf den letzten Runden der Wind stark zu nahm. Der 18-Jährige war ein Baustein des Deutschen Junioren-Nationalteams, das aus Hugger, dem Jüngsten Juri Hollmann, Frederik Einhaus (letztjähriger Deutsche Straßenmeister), Tobias Nolde, Felix Groß (aktueller deutscher Straßenmeister) und Johannes Hodapp bestand.
Der Start in der Bretagne erfolgte mit 38 Nationen und 149 Rennfahrern. Während mit Frederik Einhaus der erste Deutsche einen schwarzen Tag erwischte und bereits nach der vierten von neun Runden aufgeben musste, blieb Hugger beständig im Feld, konnte aber – wie die Teamkollegen auch - nicht den neun Mann, die sich in Runde vier nach vorn absetzten, folgen. Darunter etliche hochkarätige Junioren.
Bis auf zwanzig Sekunden kamen die Verfolger zwar an die Spitze wieder heran, aber konnten den französischen Doppelsieg von Nicolas Malle und Emilien Jeanniere aber nicht verhindern.
Die Bilanz von Jan Hugger nach einem für ihn selbst doch eher enttäuschenden 64.Platz:
„Also am Anfang waren Freddie Einhaus und ich in einem Sturz verwickelt. Uns ist eigentlich nichts passiert, aber Freddie musste des Rad wechseln und gab dann doch auf. Ich selbst konnte wieder ins Feld hineinfahren, um nach drei Runden durch das Feld durchzufahren, weil eine Gruppe attackiert hatte und ich mich anschließen wollte. Dabei hing mir des ganze Feld am Rad “, gab der Nachwuchssportler zur Protokoll. „Zwei Runden vor Schluss war ich auch ganz vorn am Feld und dachte es läuft echt gut, aber es war eben sauhart.“ Schließlich fuhr sich der 18-Jährige,wie es so schön im Radsportjargon heißt - „grau“ und spürte den ersten Krampf just als das Feld Tempo machte. „Ich bin dann den Berg hoch geschlichen und kurz vor dem zweiten Feld ins Ziel gekommen. Habe es also eben ziemlich verkackt!“, geht der Schwenninger mit sich hart ins Gericht, der sich soviel mehr vorgenommen hatte und auch das Potential dazu gehabt hätte. Insgesamt kamen 113 Fahrer ins Ziel. 36 Fahrer mussten aufgeben.
Am Samstag startet übrigens ein weiterer gebürtiger Schwenninger bei den Europameisterschaften in Frankreich: Patrick Haller (ebenfalls ehemaliger Nachwuchsfahrer beim RV Viktoria Niedereschach) geht in der U23-Klasse auf die Strecke."
Text: uhu
Fotos: Lilli Li/ UEC Bettini-Photo/ Mike Groß