im virtuellen Raum, fahren und schwitzen schon geraume Zeit bei E-Cycling-Rennen auf der Rolle im imaginären und doch eigentlich realen Pulk, zu Hause oder – vor Corona – auch in Hallen. So fand das „German Cycling Academy Finale“ (GCA) bei den Bahn-Weltmeisterschaften im Februar diesen Jahres in Berlin als Rahmenprogramm statt. Nicht zuletzt wurde auch ein Talentscout-Projekt von BDR und GCA als Erfolg gewertet.
Nun also wurde also durch den Bund deutscher Radfahrer mit der GCA und der Online-Plattform Zwift sehr, sehr flink eine virtuelle Bundesliga installiert, die am vergangenen Mittwoch mit einem Prolog (beim „GCA-Ballern“), bei dem es nur um die Verteilung der Führungstrikots ging und am Samstag, also gestern mit der ersten Etappe, dem ersten Rennen startet. Auch einige Württemberger/innen sind dabei, unter anderem vom dienstältesten Frauen-Bundesliga-Team „Team Stuttgart“ oder Zwift-Experte Johannes Herrmann von der Rad-Union Wangen.
Siehe hier mehrere Artikel und Stellungnahmen von württembergischen Straßen-Profi-Fahrern und einem Top-Trainer zum E-Cycling und der neuen, virtuellen Bundesliga:
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Teil eins
BDR-Meldung von heute, 19.04.2020:
"Gelungene Premiere
Erste Sieger zum Auftakt der virtuellen Bundesliga
Die Premiere war gelungen und zum Schluss waren sich alle einig: Diese GCA Liga powered bei Müller – Die lila Logistik verdient Aufmerksamkeit und brachte allen jede Menge Spaß. Das 40,4 Kilometer lange Sand & Sequoias-Rennen in der virtuellen Welt Watopia auf der Online-Plattform Zwift fand großes Interesse bei Teilnehmern und Zuschauern.
In Zeiten der Corona-Krise muss man ideenreich sein, um auch den Spaß am Radfahren nicht zu verlieren. Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) hat bereits sein Programm der German Cycling Akademie (GCA) verlängert, gestern fand das erste Rennen der GCA Liga powered bei Müller – Die lila Logistik statt. Anders als bei der regulären Liga auf der Straße, bei der nur die zu Saisonbeginn angemeldeten Teams starten können, ist die GCA-Liga offen für alle. In die Rang- und Punkteliste kommen jedoch nur Teams, Athletinnen und Athleten (ab Jahrgang 2003 und älter), welche im Jahr 2020 im Besitz einer gültigen BDR-Lizenz sind. Grundvoraussetzung zur Teilnahme ist auch ein gültiger Zwift Account.
Mehr als 400 Sportlerinnen und Sportler der Straßen-Bundesliga des BDR hatten sich zur Premiere angemeldet und standen pünktlich am Start. 40,4 Kilometer mussten gefahren werden, zu Hause am Computer. Jeder für sich allein. Und doch war es fast ein richtiges Radrennen, auch wenn die Kulisse eher einer Durchquerung des Grand Canyons glich, als dem sonst in der Bundesliga gewohntem Terrain, wie beispielsweise dem Pfälzer Wald.
Bei den Frauen hatte am Ende Romy Kasper die Nase vorn. Die deutsche Nationalfahrerin aus Forst gehört zwar normalerweise keinem Bundesliga-Team an, doch für die Serie hat sie über rad-net ROSE gemeldet und führt nun nach dem ersten Rennen die Liga an.
Am Ende des Wettkampfs zeigte sich, dass nicht das Können allein entscheidend war, sondern man braucht auch Erfahrung, wie man in diesen Rennen agieren kann. „Wenn du die Steigung siehst und dann erst antrittst, hast du schon verloren. Man braucht eine Gewisse Kenntnis, muss beispielsweise auch im Sprint viel früher antreten als bei einem realen Rennen“, sagt Kasper, die erst ihren zweiten Zwift-Wettkampf bestritt und dennoch drei Minuten Vorsprung auf die Konkurrenz herausfuhr. „Das war ganz schön anstrengend. Man muss vom Start bis ins Ziel volle Power fahren. Und wenn du einmal hinten hängst, hast du kaum noch eine Chance, nach vorn zu fahren,“ so Kasper, die einen maximalen Wattwert von 303 trat. Niemand schaffte mehr. Auch nicht Tanja Erath, die erfahrene Zwift-Fahrerin, die über einen solchen Wettbewerb vor drei Jahren ihren ersten Profivertrag bei Canyon SRAM ergatterte. Sie wurde Dritte hinter der Bundesliga-Fahrerin Kerstin Pöhl (Belle Stahlbau).
Bei den Männern hatte Lucas Carstensen vom Team Bike Aid die schnellsten Beine. Er siegte vor Johannes Herrmann (RU Wangen) und Louis Leinau vom Team SKS Sauerland. Leinau ist ein erfahrener Zwift-Fahrer. „Die Jungs sind den ganzen Winter bei Zwift unterwegs. Sie stehen da drauf. Derzeit versuchen ja viele Teams ihr Ding bei Zwift zu machen, darum finde ich es cool, dass der BDR so etwas anbietet,“ sagt Jörg Scherf, Teamleiter beim SKS Team Sauerland. Und freute sich über den dritten Platz seines Schützlings Louis Leinau. „Er wollte eigentlich zusammen mit seinem Bruder Johann fahren, doch der war krank und schaute nur zu. Im Finale hat er Luis Rolle festhalten müssen, so kräftig hat der Junge in die Pedale getreten, um den Podestplatz zu sichern“, verrät Scherf.
Unter den Startern war auch Jonas Koch vom polnischen WorldTour-Team CCC. Ihn konnte man sehr gut erkennen, weil er im Netz mit seiner Rennkleidung unterwegs war. Das geschieht, wenn Teams ihre Fahrer entsprechend angemeldet haben. „Das war erst mein erstes Zwift-Rennen überhaupt und eine ganz neue Erfahrung für mich. Man muss immer relativ weit vorn sein, damit man nicht den Anschluss verliert,“ erklärt Koch, der bei seiner Zwift-Premiere „jede Menge Spaß hatte.“ Radrennen auf der Straße finde ich nach wie vor besser, aber es ist in diesen Zeiten eine gute Alternative,“ sagt der Profi und will kommenden Samstag bei zweiten Rennen in jedem Fall wieder dabei sein. „Dann fährt man wenigstens für eine kurze Zeit wieder im Wettkampfmodus. Das tut gut.“
"Der erste Lauf der GCA-Liga mit über 300 männlichen Startern war ein voller Erfolg. Es zeigt sich, die deutschen Rennfahrer sind auch ohne Straßenrennen fit. Die Spitzenfahrer sind im Schnitt zwischen 4,6 uind 5,2 Watt/kg gefahren und haben zum ersten Lauf enorm viel Watt auf die digitale Straße gebracht", sagte Tim Böhme, Ex-Mountainbiker und GCA Sigital Headcoach.
BDR-Vize-Präsident Günter Schabel freute sich über die gelungene Premiere: „Das hätte ich nicht zu träumen gewagt, dass so viele mitmachen. Es ist super angenommen worden, sowohl was die Teilnehmer- als auch die Zuschauerzahlen betrifft,“ sagte Schabel. Und dankte vor allem Falk Putze und seinem Team vom Referat Leistungssport, die diese CGA-Liga so schnell umgesetzt haben. „Falk Putze hat noch am Abend zuvor bis Mitternacht an den Startlisten gebastet, wir haben Tageslizenzen bis kurz vor dem Rennen ausgegeben, um möglichst vielen die Möglichkeit zu geben, teilzunehmen. Das war ein großes Engagement“, lobt Schabel. „Wir haben einen Testballon gestartet, und er ist sehr hoch gestiegen.“
Der zweite Lauf der GCA Liga powered bei Müller – Die lila Logistik findet am kommenden Samstag statt. Auf welcher Strecke das Rennen ausgetragen wird, wird am Mittwoch bekanntgegeben."
Foto: Zwift/Screenshot 18.04.2020
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Teil zwei
Statt „Corona“-Frust viel Spaß und Motivation - Jonas Koch geht virtuell – „Renneinsatz“ bei der „GCA-Bundesliga“-Premiere/ 18.04.2020
"Jones" an der frischen Luft/ @CCC
Ins kalte Wasser warf sich am Samstagabend World-Tour-Profi Jonas Koch (Team CCC) aus Zimmern/Rottweil. Der 26-Jährige, dessen Teamkapitän Greg van Avermaet Anfang April die erste virtuelle Flandern-Rundfahrt gewann, startete ohne vorheriges Rollentraining bei der Premiere der „GCA Liga powered bei Müller – Die lila Logistik“, die gerade erst vom Bund Deutscher Radfahrer (BDR) ins Leben gerufen worden war, denn bis Mitte August ist auch der Straßenradsport vom Shut-Down betroffen.
Da bislang die Straßen-Bundesliga wie alle deutschen Sportveranstaltungen der Corona-Pandemie zum Opfer fiel, fackelte der BDR nicht lange und installierte für seine Lizenzfahrer (Elite Männer und Frauen) eine virtuelle Bundesliga auf der Smartrolle. „In Zeiten der Corona-Krise muss man ideenreich sein, um auch den Spaß am Radfahren nicht zu verlieren“, hieß es von Seiten des Verbandes, der zusammen mit der German Cycling Akademie (GCA) und der Online-Plattform „Zwift“ schon zuvor ein vom Bund gefördertes Projekt zur virtuellen Nachwuchssichtung durchgezogen hatte.
„Anders als bei der regulären Liga auf der Straße, ist die GCA-Liga offen für alle. In die Rang- und Punkteliste kommen jedoch nur Teams, Athletinnen und Athleten (ab Jahrgang 2003 und älter), welche im Jahr 2020 im Besitz einer gültigen BDR-Lizenz sind. Grundvoraussetzung zur Teilnahme ist auch ein gültiger Zwift Account. Die Distanz wird zwischen 40 und 60 Kilometern betragen; das Rennen zwischen 50 und 80 Minuten dauern. Es wird live moderiert und gestreamt“, so der BDR, der sich von ähnlichen Projekten aus dem Ausland inspirieren ließ.
Streaming-Rennen gibt es zwar schon eine ganze Weile, aber galten bislang als etwas „freakig“ und in fester Hand einer ganz eigenen E-Cycling-Szene. Absolutes Neuland also für Jonas „Jones“ Koch, der auch in Corona-Zeiten lieber an der frischen Luft trainiert.
Koch, der im vergangenen Jahr unter anderem Fünfter auf einer Vuelta-Etappe wurde, war nach den rund 40 virtuellen Rennkilometern nicht nur extrem verschwitzt, sondern auch beeindruckt von der neuen E-Cycling-Konkurrenz. s „Das Niveau ist gut“, sagt er. Auch hatten auch mehrere deutsche Kontinental- und Straßen-Bundesliga-Teams gemeldet. So konnten endlich die Sponsoren der Rennställe präsentiert werden, was 2020 in Deutschland so gut wie gar nicht möglich war. 1080 Zuschauer verfolgten online das „Sand & Sequoias“-Rennen über 40,4 Kilometer und rund 300 Höhenmeter in der virtuellen Welt.
Bei der Premiere machte der World Tour-Profi völlig neue Erfahrungen. „Da braucht man schon ein Gespür für den richtigen Moment, um die richtige Power aufs Rad zu bringen“, gesteht Jonas Koch. Die Renn-Aktionen müssen früher als auf der Straße gestartet werden, denn die Kraftübertragung auf die Maschine erfolgt zeitlich verzögert. Der normale „Renner“ reagiert schneller. „Vor allem muss man hier vom Start weg Vollgas fahren, das ist ganz wichtig. Ich bin zu weit hinten in den Berg hineingefahren, hatte irgendwie reißen lassen und vorne war eine Gruppe weg. Ich wollte noch hinspringen, aber es war eigentlich unmöglich nach der Abfahrt und im Flachen noch einmal in diese Gruppe reinzukommen“, erklärt er. Platz 66 belegte Jonas Koch im ersten von fünf GCA-Bundesligarennen, bei denen es nur um Führungs-, Sieger-Trikots und Ehre geht. 243 Männer kamen in die Wertung. „Es war mein erstes Zwift-Rennen überhaupt und eine ganz neue Erfahrung für mich. Deswegen ist meine Performance durchaus auch noch ausbaufähig. Generell hat es aber gerade jetzt in der Corona-Zeit viel Spaß gemacht. Ich werde das nächste Mal wieder am Start stehen und hoffentlich mit ein wenig mehr Zwift-Race-Erfahrung besser abschneiden“, resümiert der Fahrer von Team CCC, der Radrennen auf der Straße nach wie vor bevorzugt, sich aber über diese Alternative mit Wettkampfmodus und spassiger Abwechslung freut.
Die zweite Etappe der „GCA Liga powered bei Müller – Die lila Logistik“ findet am kommenden Samstag statt, gefolgt von Rennen am 25. April sowie am 2., 9. und 13. Mai.
Lucas Carstensen vom Team Bike Aid hatte im ersten E-Race der Bundesliga die schnellsten Beine. Den Prolog am Mittwoch zum Auftakt der Liga, bei dem es nur im die Vergabe der Führungstrikots ging, gewann Johannes Herrmann (Rad-Union 1913 Wangen i.A.) nach 23:16 Minuten Fahrzeit für die ausgeschriebenen 20 Kilometer.
Jonas Koch war übrigens der einzige World-Tour-Fahrer im virtuellen Feld und war dank seiner offiziellen Teamkleidung gut zu erkennen. Auch Kumpel und Amateurfahrer David Graf („Rottwheeler“/RV Deisslingen/167. im ersten Lauf) klickte ein.
Weitere Profi-Radsportler aus dem Raum VS/Rottweil wie Domenic Weinstein (rad-net ROSE Team), Jan Hugger (Team Lotto Kern-Haus) oder auch der Embrace the World-Fahrer Stephan Duffner (RV Villingen) haben entweder keinen Zwift-Account oder bleiben auch ohne E-Cycling-Rennen mit reinem Straßen-Training motiviert. Wobei Bahn-Crack Weinstein aus Unterbaldingen einen Start noch in Erwägung zieht. Alle haben sie eines gemeinsam: Sie blicken mit großer Erwartung auf Mitte/Ende August, dann – so ist es vom Weltradsportverband UCI geplant - könnten die ersten Straßenrennen nach der Corona-Sperre endlich wieder Fahrt aufnehmen.
"Jones" ohne Helm beim "E-Biken" auf der Rolle bei der GCA-BL
Alle Ergebnisse des ersten „GCA Liga powered bei Müller – Die lila Logistik“-Rennens:
Ergebnisse GCA Liga powered bei Müller – Die lila Logistik
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Teil drei
Nachgefragt bei weiteren hochklassigen Fahrern aus dem WRSV-Gebiet, bei Super-Trainer Dan Lorang (BORA hansgrohe) und eine stichwortartige Zusammenfassung zur gemachten Erfahrung beim ersten Rennen von einem Elitefahrer des RSV Stuttgart-Vaihingen:
- Emanuel Buchmann/BORA-hansgrohe TdF-Vierter 2019/Ravensburg: er startet kommende Woche beim “The Swiss Digital 5“ einer verkürzte Version der abgesagten realen Tour de Suisse. Bora - hansgrohe wird mit seinem Team dabei sein. Laut Startliste wir auch „Emu“ an einem Tag der fünftägigen virtuellen Rennserie am Start stehen.
- Dan Lorang (Erfolgscoach u.a. beim deutschen World-Tour-Team BORA-hansgrohe/ 2019 trimmte er die Triathleten Anne Haug und Jan Frodeno Ironman-Weltmeister auf Hawaii/Luxemburg/Bayern): „Die virtuelle Cycling-Szene ist sicherlich für die aktuelle Zeit, in der es keine andere Rennen gibt, eine willkommene Abwechslung und Ablenkung für die Athleten und die Zuschauer. Allerdings sehe ich darin auch nicht mehr und nicht weniger. Der Grund wieso ich im Hochleistungssport arbeite ist sicherlich nicht der, dass sich am Ende Athleten vor dem Computer gegeneinander duellieren und jeder Zuschauer zuhause alleine oder in einer kleinen Gruppe vor dem Fernsehen sitzt. Es fehlt der menschliche Kontakt und alles was damit verbunden ist.
Ich finde, dass die Systeme helfen, dem Athleten die Zeit auf der Rolle angenehmer und spannender zu gestalten und dass die Systeme auf jeden Fall ihre Berechtigung haben. Aber sie werden in meinen Augen nie den normalen Wettkampfsport ersetzen können.
Vielleicht kann man es ein bisschen damit mit der Nahrungsaufnahme vergleichen: Anstatt eines leckeren Essens gibt es nur eine Pille mit Geschmack und den wichtigen Nährstoffen. Und man würde auf das normale Essen inklusive der Zubereitung verzichten. Wo würden die Emotionen bleiben, die Düfte, der Spaß bei der Zubereitung, das Fühlen der einzelnen Lebensmitteln, das Aussuchen der richtigen Zutaten? ....Im Notfall wäre die Pille super, aber im Alltag würde sehr viel verloren gehen.
Bei den Fahrern kommt es unterschiedlich an: Manche wollen es gar nicht machen und andere freuen sich über die Abwechslung. Aber keiner würde sie eintauschen gegen normale Radrennen.
Wir nutzen die Rennen als Training, und auch als Platttform für unsere Sponsoren sich zu präsentieren.
Aber mir ist es viel lieber ,wir gewinnen wieder Radrennen, wenn es auf der Straße losgeht anstatt jetzt jedes E-Race zu dominieren. Aber die Jungs werden sich auch virtuelle anstrengen.“
Alexander Krieger (Team Alpecin-Fenix/Stuttgart): Nach zehn Jahren als Continental-Fahrer schaffte er den Sprung für 2020 ins Pro-Continental-Lager. Für ihn ist damit ein Traum wahr geworden, in der Hoffnung weitergeträumt zu werden.: „Zwift ist offizieller Partner bei uns im Team und ich hätte schon bei einigen Events teilnehmen sollen, war aber verletzungsbedingt verhindert. Bei Zwift-Events, die keine Teammaßnahmen sind werde ich in naher Zukunft nicht teilnehmen. E-Cycling ist aber ein super Tool. Auch wenn es nicht für jeden die perfekte Lösung ist, macht es sehr vielen enorm viel Spaß und es hat damit schon mehr als eine Daseinsberechtigung. Außerdem ist es momentan eines der wenigen Tools für die Teams ihre Sponsoren ein wenig zu präsentieren.“
Jannik Steimle (Deceuninck-Quick-Step/Weilheim an der Teck): Der Neo-Profi wurde in der Winterpause am Herzen operiert. Bestritt im Februar und März bereits/noch Rennen: „Das Team nimmt auch an den virtuellen Rennen teil. Klar, Gesundheit ist jetzt wichtig, aber ja ich fahre soweit es geht, bei Wind und Wetter immer draußen. Ich meide die Rolle solange es geht und fahre auch keine virtuellen Rennen. Ich bin in Topform, aber ohne Rennen bringt dass nichts. Ich bin froh, dass ich letztens Jahr den Sprung in die World Tour geschafft habe, sonst wäre es jetzt mit dem Coronavirus das Aus gewesen. Ich bin aber zuversichtlich, dass es dieses Jahr noch Rennen gibt. Mal gespannt wie es die nächsten Wochen weiter geht.“
Marco Mathis (Cofidis Solution crédit/Tettnang): „ Bei uns gibt es noch keine Vorgabe was virtuelle Rennen betrifft, aber ich denke das ist nur eine Frage der Zeit. Zwift-Wettkämpfe durfte ich letzten Winter schon ausprobieren. In der aktuellen Situation, oder wenn man generell weniger Wettkämpfe hat, ist es sicher eine sehr gute Alternative. Das ist aber nicht zu vergleichen mit Straßenrennen und ist einfach was komplett anderes . Die Wettkampf-Dauer ist mit nur 40 Minuten bis 1:30 Stunden natürlich viel kürzer als ein Straßenrennen. Ein guter Kriteriumsfahrer dürfe bei Zwift-Rennen also sehr gut klar kommen. Außerdem ist, denke ich, auch jeder im Vorteil, der das schon einmal gemacht hat . Ich wusste zum Beispiel am Anfang nicht einmal, dass Windschattenfahren möglich ist. Ich hab früher die Rolle gehasst. Aber durch die Möglichkeit, dass man bei Zwift wieder mit jemandem zusammen fahren kann, und es sich mit einem neuen Smarttrainer sehr realistisch anfühlt, fahre ich mittlerweile echt mega gern mal eine oder zwei Stunden auf der Rolle. Zumindest wenn das Wetter schlecht ist.“
„GCA Liga powered bei Müller – Die lila Logistik“- Teilnehmer Nino Häberlen (RSV Stuttgart-Vaihingen) und seine stichwortartige Auflistung nach dem ersten Rennen gestern, sanstag, 18.04.2020:
- Gleichmäßiger, da keine Ruhephasen vor Kurven, keine Antritte nach Kurven
- Noch weniger Zuschauer als bei Straßenrennen
- Kein Bratwurstgeruch bei jeder Zieldurchfahrt
- Viel mehr Teilnehmer, weniger bekannte, da nicht nur regionale Teilnehmer sondern aus ganz Deutschland
- Warmfahren direkt bis zum Startschuss möglich
- kurze Antritte werden online nur sehr geglättet umgesetzt, schnelles, kurzes Vorsprinten nicht möglich
- Frauen und Männer im selben Rennen
- Schön, dass es wieder Rennen gibt!
- manche Fahrer kennt man ja doch und schreibt evntuell vor dem Rennen zum Beispiel über WhatsApp, hat also mal wieder mit anderen Menschen zumindest Schriftkontakt während des Lockdowns
Alle haben aber den einen Wunsch gemeinsam: Der reale Rennzirkus möge nach der bitteren aber notwendigen Zeit des ShutDown wieder Mitte/Ende August in Schwung komme. Also, doch noch eine Durchführung der Straßen-DM, die ursprünglich Ende Juni im Raum Stuttgart/Fildern/Öschelbronn hätte starten sollen und auch die Deutschland-Tour von Strahlsund nach Nürnberg.
Auch der BDR ist unermüdlich am erörtern. Die PM in dieser weiteren Pandemie-Woche: „Wo fangen Großveranstaltungen an? Diese Frage will der Bund Deutscher Radfahrer von der Politik überprüfen lassen, nachdem die Bundesregierung bis zum 31. August in Deutschland zur Bekämpfung der Corona-Pandemie alle Großveranstaltungen verbot. Denn es gibt hier einen Ermessensspielraum, in dem sich die Bundesländer bewegen können. Gibt es so eine Möglichkeit, Rennen und Wettkämpfe schon vor dem 31. August auszutragen?Deshalb empfiehlt er seinen Vereinen und Ausrichtern, "ihre Veranstaltungen nicht voreilig abzusagen, sondern sich zunächst mit den örtlichen Behörden und den zuständigen Bundesländern zu verständigen, ob eine geplante Veranstaltung als Großveranstaltung bewertet wird."
Text: uhu
Fotos: Zwift/CCC