Nach der Heim-WM der Elite im Februar in Berlin mit zweimal Bronze (Einerverfolgung und Mannschaftsverfolgung) und der coronabedingten Olympia-Absage von Tokio, folgte noch doch noch einmal ein Auftritt auf dem Bahnparkett - mit einer stolzen Bilanz.
Dabei war ihr Start im September noch bis zuletzt unsicher. „Ich hatte noch einen schwierigen Monat, weil ich ja eine Gehirnerschütterung von einem Sturz beim Giro del Emilia auskurieren musste “, erklärt die ehemalige WRSV-Kaderfahrerin. „Und dann habe ich meine Weisheitszähne herausbekommen, da gab es auch noch Komplikationen. Es war relativ lang gar nicht klar, ob ich überhaupt fahren kann und deswegen bin ich eigentlich jetzt um so glücklicher, dass es so gut gelaufen ist! Es ist ja mein letztes U23-Jahr. Deswegen freue ich mich, dass ich noch einige Medaillen sammeln konnten, denn es gab 2020 ja auch nicht so viele Rennen.“
Während britische Starter*innen beim EM-Ersatzterm vom 8.-13.Oktober komplett fehlten, blieben in den Ausdauerkategorien auch die Französinnen fern (die allerdings in der Kurzzeit präsent waren). Im U23-Omnium starteten nur 13 Fahrerinnen, in der U23-Mannschaftsverfolgung und im Madison dieser Klasse wäre ebenfalls noch Platz gewesen. Was den starken Auftrittder Nationalfahrerin Brauße nicht schmälerte.
Im Velodromo Attilio Pavesi waren übrigens insgesamt 321 Fahrer*innen aus 23 Ländern gemeldet. Die deutschen Piloten und Athletinnen hamsterten insgesamt 30 Medaillen, zwölf Mal Gold, neun Mal Silber und neun Mal Bronze. Und führten damit den Medaillenspiegel auch nach dem letzten Wettkampf an. Mit dem EM-Titel durfte sich eine weitere Schwäbin mit Alessa Catriona Pröpster aus Albstadt schmücken, die zusammen mit Lea Friedrich und Pauline Grabosch den U23-Teamsprint gewann.
Alle EM-Ergebnisse finden sich hier:
http://www.uec.ch/en/event/135/2020-uec-track-jun-u23-european-championships
Für Franzi Brauße geht es nun – aller Voraussicht nach und Pandemie abhängig - mit „AG Driedaagse Brugge-De Panne“ am kommenden Dienstag weiter, „noch“ gefolgt von der Ba-Wü-Berg am 25.10. in Fellbach. Im Programm der sehr kurzen 2020-Saison steht für die „Deutsche Radsportlerin des Jahres 2019“ (Umfrage bei den Lesern der Fachmagazine „RadSport“ und „RennRad“, die seit 1972 durchgeführt wird) des weiteren ein Bahnrennen in Pruszkow/Polen an „und dann bereite ich mich im November auf die Elite-EM in Bulgarien vor, falls sie dann stattfindet!“
Ihre Radsportzukunft im Weltfrauenradsport setzt sie auch 2021 bei ihrem jetzigen Team „Ceratizit-WNT Pro Cycling“ fort.
Und: Die Sportsoldatin, die in Frankfurt Oder stationiert ist, fiebert den Olympischen Spielen in Tokio 2021 entgegen: „Mega schade, dass Olympia verschoben wurde. Das geht sicher allen Sportlern so! Aber ich denke, dass ich mich dadurch noch ein bisschen steigern kann und nächstes Jahr noch einen Tick besser in Form sein werde und damit zu den Olympischen Spielen anreisen kann.“
Bilder oben: li. mit Lea Tin Teutenberg/Madison // re. Mit dem kleinen Neffen den Freund Luka Z. beim Septemberrennen im Jura anfeuern
Text: uhu
Fotos: über Franzi Brauße, privat// uhu