Seien es die Zöglinge des legendären Trainers Gustav Kilian oder die vielen, in harten Straßenrennen gestählten Sprinter, Tagesklassiker oder die Trikotträger der großen Rundfahrten gewesen: Im Sattel und zwischen den Speichen wurden Helden geboren und Tragödien geschrieben. Einen solchen Auftritt wie in diesem Jahr aber haben die besten Pedaleure bei Frauen und Männern noch nicht erlebt. Proklamation und Ehrung der erfolgreichen Goldmädels bei kontinentalen Meisterschaften und Olympischen Spielen durfte man in diesem Jahr das glitzernde Mäntelchen der historischen Einmaligkeit überstreifen.

Der Frauen-Vierer in der Besetzung Franziska Brauße, Lisa Brennauer, Lisa Klein und Mieke Kröger, sowie der bei Europa- und Weltmeisterschaften erfolgreichen fünften Athletin Laura Süßemilch als Ersatzfahrerin triumphierte im olympischen Finale der prestigeträchtigen Mannschaftsverfolgung deutlich. In neuer Weltrekordzeit setzte sich das schwarz-rot-goldene Quartett gegen Großbritannien durch. Es war die dritte Weltbestzeit der deutschen „Viererbande“ in der japanischen Hauptstadt gewesen. Dabei beließ es der deutsche Vierer jedoch nicht. Nach Olympia-Gold und dem vorangegangenen EM-Erfolg holten sich die gleichen Athletinnen auch den Titel bei den Bahn-Weltmeisterschaften im französischen Roubaix.

Der Bahnvierer ist die Königsdisziplin des Radsports. Auf der sibirischen Fichte von Izu, passte in diesen historischen Stunden für die deutschen Velo-Ritterinnen alles. Und das genoss am Sonntagabend im hell erleuchteten Benazét-Saal von Baden-Baden noch einmal und schoss fleißig Erinnerungsfotos mit dem Handy. Im Gespräch mit den Moderatoren Katrin Müller-Hohenstein und Rudi Cerne ließen alle den (bisherigen) Höhepunkt ihrer Karriere über die klassische Strecke von viertausend Metern noch einmal Revue passieren.

Wir wussten, dass wir Weltrekord fahren können“, bekannte das erfolgreiche Quintett. Aber gleich dreimal in Folge mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks bei einem Schnitt von über 60 km/h. Das konnten selbst die kühnsten Optimisten nicht erwarten. „Noch Tausend Meter und wir hätten die Britinnen vielleicht eingeholt. Als Team merkst Du einfach, dass da so ein Vierer von hinten angeflogen kommt und dass man selbst keine Chance mehr hat“, erzählte Anfahrerin Franziska Brauße.

Und ihre Kollegin Lisa Brennauer merkte bei der anschließenden Pressekonferenz im Kurhaus von Baden-Baden an, dass unser Erfolg als „Mannschaft des Jahres“ auch zur Steigerung der Aufmerksamkeit und der Wertschätzung des Frauenradsports auf der Bahn beitragen werde. Ein Umstand, den sie sich auch von der erstmalig eingeführten „Tour de France femmes“ im kommenden Jahr erhofft. Der Radsport-Weltverband kämpft um die Förderung des Frauenradsports und offensichtlich greifen die Reformversuche.

Zu denen, die das im Hintergrund durch ihre Präsenz und ihre fachliche Expertise unterstützen, gehört auch Olympiasiegerin und ZDF-Expertin Kristin Vogel. Die Laudatorin dieses historischen Radsportabends von Baden-Baden meinte sehr bewegt: „Ich werde nie vergessen wo ich am 3. August dieses Jahres war. Ich durfte Weltrekorde kommentieren und ich habe vorausgesagt, das deutsche Flaggschiff werde zurück auf den Olymp fahren. Ich bin froh, dass ich Euch meine Freundinnen nennen kann.“

Weitere Stimmen zur Wahl „Mannschaft des Jahres“:

Franziska Brauße (ehemalige WRSV-Nachwuchsfahrerin aus Eningen): "Das war das i-Tüpfelchen am Ende einer ohnehin schon unglaublichen Saison. Ich freue mich total. Vor allem, dass es nicht nur für uns selbst eine tolle Saison war, sondern auch andere Menschen begeisterte. Schön auch, dass damit eine Randsportart in den Fokus rückte. Schade aber, dass es nach der Ehrung relativ schnell vorbei war und der Sportler des Jahres nicht wie sonst die ganze Nacht dauern durfte. Aber wir konnten trotzdem etwas feiern."

Uwe Rohde (BDR-Vizepräsident) : "Es war ein großes Erlebnis, dass der Bahnvierer der Frauen noch einmal solch einen tollen Erfolg feiern durfte und als beste "Mannschaft des Jahres" gewählt und trotz der erschwerten Bedingungen (Coronaregelungen) im Baden-Badener Kurhaus ausgezeichnet wurde! Wir hatten einen wunderbaren Abend. Schade, dass Korffi (Bundestrainer André Korff) nicht zum Trainer des Jahres gewählt wurde. Er hätte es genauso verdient gehabt mit den Mädels auf der Bühne zu stehen und geehrt zu werden. Nichtsdestotrotz freuen wir uns riesig darüber, dass unser Bahnvierer den wunderbaren Preis mit nach Hause nehmen könnte."

Bildergalerie von der 75. Wahl "Sportler des Jahres " - auch 2021 haben rund 1000 deutsche Sportjournalisten des VDS (Verband Deutscher Sportjournalisten) für die besten der Allerbesten abgestimmt.

vl Mieke Kröger, Laura Süßemilch, Lisa Klein, Franziska Brauße, es fehlt Lisa Brennauer, die in der PK weilte

Blaues Kleid: Franzi, Rotes Kleid: Laura

vl: Lisa Brennauer, Mieke Kröger, Malaika Mihambo, Lisa Klein, Sascha Zverev, Laura Süßemilch, Franziska Brauße

BDR en vogue und en masse

Text: ISK/Jürgen C.Braun/uhu

Fotos: Hansi Brisch/ISK, BDR, privat

 

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